Wie Coaching wirkt

Erkenntnisse aus der Coachingforschung

Welche Effekte hat Coaching? Wie wird es wirksam?

Erkenntnisse aus der Coachingforschung

Die Coachingforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Coaching hat zahlreiche positive Wirkungen weiß man aus Metaanalysen. Am stärksten wirkt es sich auf die Selbstregulation von Klient:innen aus, weiß Prof. Dr. Carsten C. Schermuly. Die Coachees können ihre Ziele besser erreichen und sich auf dem Weg dorthin besser selbst managen. Die Leistungsfähigkeit nimmt nach einem Coaching zu. Auch das Gesundheitsverhalten, die Arbeitsmotivation und Konzentrationsfähigkeit profitieren von einem Coaching.

Wie kann die Leistungsfähigkeit gemessen werden? Dies hängt stark vom Beruf der Klient:innen ab. Bei einem Vertriebsmitarbeiter misst man beispielsweise die Neuverträge, die in einem bestimmten Zeitraum abgeschlossen werden. Bei einer Führungskraft kann man prüfen, wie sie von Mitarbeitenden, Kolleg:innen und Vorgesetzten vor und nach dem Coaching bewertet wird. Je nach Blickwinkel – also Beziehung und Rolle zum Klienten (z.B. Ehepartner:in, Führungskraft, Elternteil, Kolleg:in,…) – wird das Ergebnis von Coaching sehr unterschiedlich bewertet. Auch die Selbsteinschätzung fließt in die Analyse der Leistungsfähigkeit ein. 

Coaching stärkt die Willenskraft. Die Forschung liefert hier einen deutlichen Hinweis auf einen indirekten positiven Einfluss von Coaching auf die Karriere. Vor allem fördert Coaching Eigenschaften, die fürs berufliche Weiterkommen nützlich sind. Nach einem Coaching haben Coachees meist konkretere Ziele vor Augen, besitzen klarere Strategien zur Zielerreichung, planen bessere Aktionen, um sie zu erreichen und schöpfen mehr Energie, die sie für die Verfolgung weiterer Ziele nutzen können. 

Dr. Harald Geißler, Professor für Allgemeine Pädagogik an der Helmut Schmidt Universität Hamburg, führt den starken Effekt von Coaching auf die Willenskraft vor allem darauf zurück, dass im Coachingprozess nicht nur die konkreten, expliziten Ziele bearbeitet werden, sondern immer auch die impliziten Ziele. Das sind die, die unbewusst sind und im Bewusstsein ein diffuses Wollen oder eine Unzufriedenheit erzeugen. 

Das kann Coaching auch noch gut:

Komplexe Situationen greifbarer machen

Die größten Stärken von Coaching sind es, unübersichtliche Situationen mittels Typologien, Rastern und Mustern übersichtlich und bearbeitbar zu machen.

Die Kluft zwischen Selbst- und Fremdbild verkleinern

Selbstreflexion ist zentraler Bestandteil des Coachings. Coachees lernen sich selbst besser kennen und ihre eigene Wirkung besser einzuschätzen. Die Kluft zwischen Selbstwahrnehmung und der Art und Weise, wie das Umfeld einen sieht, wird kleiner.

Die Entscheidungskompetenz verbessern

Im Coaching erkennen wir, wie wir selbst ticken, welche Denk- und Entscheidungstendenzen wir besitzen. Das wirkt sich positiv auf das Entscheidungsverhalten aus.

Stress reduzieren

Stressempfinden lässt sich durch Coaching deutlich reduzieren. Das dürfte vor allem mit der Steigerung der Selbstwirksamkeitserfahrung, der Verbesserung der Selbstorganisation und der zielgerichteten Selbstregulation zusammenhängen.

Die Qualität der Führung verbessern

Oft führen Führungskräfte nach einem Coaching fördernder und unterstützender als vorher.

Die Beziehungsqualität zwischen Klient:in und Coach ist ein Schlüsselfaktor. Wenn ein positiver Raum entsteht, fällt es Coachees leichter, sich zu öffnen und neue Perspektiven anzunehmen. Dies lässt sich auch aus Sicht der Neurobiologen bestätigen. 

Auch die Veränderungsmotivation des Coachees ist zentral für den Coachingerfolg. Die Veränderung muss einem erstrebenswert erscheinen, um notwendige Schritte überhaupt gehen zu wollen und Strategien zur Zielerreichung zu erarbeiten. 

Wie Coaching neurobiologisch wirkt: Ein Blick in die Wissenschaft

Coaching ist mehr als nur ein Gespräch – es ist ein Prozess, der tiefgreifende Veränderungen im Gehirn bewirken kann. Die Neurobiologie liefert uns faszinierende Einblicke in diese Zusammenhänge.

Ein neurobiologisch fundiertes Coaching nutzt das Wissen über die Funktionsweise des Gehirns, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Durch gezielte Interventionen werden neue neuronale Verbindungen geknüpft, positive Emotionen gefördert und Selbstwirksamkeit gestärkt

Das menschliche Gehirn ist kein starres Organ, sondern vielmehr ein plastisches Netzwerk, das sich durch Erfahrungen und Lernen ständig verändert. Diese Neuroplastizität bildet die Grundlage für erfolgreiches Coaching. Durch gezielt gesetzte Impulse und neue Erfahrungen im Coaching werden im Gehirn neue Verbindungen geknüpft und bestehende gestärkt. Um neue Verhaltensmuster zu etablieren, ist regelmäßiges Üben entscheidend. Durch wiederholtes Anwenden neuer Verhaltensweisen werden diese im Gehirn verankert.

Positive Erlebnisse während des Coachings, wie beispielsweise Erfolge oder Anerkennung, führen zur Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin und Serotonin. Diese Botenstoffe verstärken positive Emotionen und fördern die Motivation. Sie verstärken die Bereitschaft zu Veränderungen. 

Ein weiterer wichtiger Faktor sind unsere Spiegelneuronen, die es uns ermöglichen, die Gefühle und Handlungen anderer nachzuempfinden. Durch empathisches Zuhören und eine starke Beziehung zwischen Coach und Coachee wird ein Klima geschaffen, in dem sich Veränderungen leichter vollziehen.

Die enge Verbindung zwischen Körper und Geist ist ebenfalls von großer Bedeutung. Das reine Verstehen und Erklären von Problemen wirkt aus neurowissenschaftlicher Sicht nur auf der kognitiven Ebene und erreicht daher keine tiefgreifenden Veränderungen. Das Erleben von Emotionen und dahinterliegenden Bedürfnissen wirkt schon eine Ebene tiefer. Man weiß, dass das Unbewusste das Bewusstsein stärker bestimmt als umgekehrt. Das Unbewusste drückt sich durch damit verbundene vegetativ-somatische Prozesse und das Verhalten aus. Der Körper spielt daher in Veränderungsprozessen eine entscheidende Rolle. Körperorientierte Übungen und Achtsamkeitstechniken können Stress reduzieren und die Selbstwahrnehmung schärfen.

Zu guter Letzt spielt die soziale Einbindung eine entscheidende Rolle. Denn soziale Beziehungen sind für unser Wohlbefinden von großer Bedeutung. Die Beziehung zwischen Coach und Coachee ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Artikel zu diesem Thema von Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth, Dr. Alica Ryba:

https://www.coaching-magazin.de/wissenschaft/coaching-und-neurowissenschaften

https://www.coaching-magazin.de/coaching-tools/methoden/integratives-neuro-coaching